Evangelium nach Philippus
Spruch 1: ( 51.29) Ein hebräischer Mensch pflegt einen Hebräer zu erschaffen. (30) Und man nennt ihn folgendermaßen: ,Proselyt`. Ein Proselyt aber pflegt keinen Proselyten zu erschaffen. [...] sie sind aber wie [...], und sie erschaffen andere ihnen gleich, ( 52.1) während [...] damit zufrieden sind, dass sie existieren.
Spruch 2: Ein Sklave trachtet allein danach, frei zu werden. Er pflegt aber nicht nach dem Besitz seines Herrn zu trachten. Der Sohn aber ist nicht nur (5) ein Sohn, sondern er schreibt sich das Erbe seines Vaters zu.
Spruch 3: Diejenigen, die Totes erben, sind selbst tot und erben Totes. Diejenigen, die das Lebendige erben, sind lebendig (10) und erben das Lebendige und das Tote. Die Toten erben nichts. Denn wie sollte der Tote erben? Wenn der Tote das Lebendige erbt, wird er nicht sterben, sondern der Tote (15) wird um so mehr leben.
Spruch 4: Ein heidnischer Mensch pflegt nicht zu sterben, denn er hat gar nicht erst gelebt, so dass er sterben könnte. Wer zum Glauben an die Wahrheit gekommen ist, hat das Leben gefunden. Und dieser schwebt in Gefahr zu sterben, denn er ist lebendig.
Spruch 5: Seit dem Tag, an dem Christus in die Welt gekommen ist, wird die Welt geschaffen, (20) die Städte geschmückt und das Tote herausgetragen.
Spruch 6: Als wir (noch) Hebräer waren, waren wir Waisen und hatten (nur) unsere Mutter. Als wir Christen wurden, bekamen wir Vater und Mutter.
Spruch 7: (25) Die im Winter säen, pflegen im Sommer zu ernten. Der Winter ist die Welt. Der Sommer ist der andere Äon. Lasst uns in der Welt säen, damit wir im Sommer ernten. Deswegen ist es für uns angemessen, im Winter nicht zu beten. Der Ausgang (30) des Winters ist der Sommer. Wenn einer aber im Winter erntet, wird er nicht ernten, sondern ausreißen.
Spruch 8: Auf diese Weise wird er keine Ernte haben. Nicht allein wird sie [...] hervorkommen, sondern auch am Sabbat [...] ist sie ohne Frucht.
Spruch 9: Christus ist gekommen ( 53.1), damit er einige zwar loskaufe, andere aber rette, (wieder) andere erlöse. Die Fremden kaufte er los, er machte sie zu den Seinen, und er sonderte (oder: rettete) (5) die Seinen ab, die er als Pfand nach seinem Willen gegeben hat. Er hinterlegte die Seele nicht erst, als er in Erscheinung trat, als er wollte, sondern seit dem Tage, an dem die Welt besteht, hinterlegte er die Seele. (10) Dann kam er das erste Mal, um sie (wieder) wegzunehmen, da sie als Pfand gegeben worden war. Sie geriet unter die Räuber und wurde gefangengenommen. Und er rettete sie. Und er erlöste die Guten in der Welt ebenso wie die Bösen.
Spruch 10: Das Licht und die Finsternis, (15) das Leben und der Tod, rechts und links sind einander Brüder. Sie sind untrennbar. Deswegen sind weder die Guten gut noch die Schlechten schlecht, noch ist das Leben ein Leben noch der Tod ein Tod. (20) Deswegen wird sich jeder einzelne auflösen in seinen Ursprung von Anfang an. Die aber erhaben sind über die Welt, sind unauflöslich, sind ewig.
Spruch 11: Die Namen, die man den (weltlichen) Dingen gibt, verursachen eine große Irreführung. (25) Denn sie wenden ihren Sinn ab von den Feststehenden zu den Nicht--Feststehenden. Und wer ,Gott` hört, erkennt nicht das Feststehende, sondern er hat das Nicht--Feststehende erkannt. So verhält es sich auch mit (den Namen) der ,Vater` (30) und der ,Sohn` und der ,Heilige Geist` und das ,Leben` und das ,Licht` und die ,Auferstehung` und die ,Kirche` [und] allen anderen (Namen): Man erkennt nicht die Feststehenden, sondern man erkennt die [Nicht--]Feststehenden, [außer] man (35) hat das Feststehende kennengelernt. Die Namen, [die gehört werden], sind in der Welt [... ( 54.1) täuschen. Wenn] sie im Äon wären, so würden sie in dieser Welt niemals als Namen benutzt werden, noch würden sie unter die weltlichen Dinge eingereiht. Sie haben ihr Ende im (5) Äon.
Spruch 12: Einen einzigen Namen pflegt man nicht auszusprechen in der Welt: den Namen, den der Vater dem Sohn gegeben hat. Er ist über alle Namen erhaben. Dies ist der Name des Vaters. Der Sohn würde nämlich nicht Vater werden, wenn er (10) nicht den Namen des Vaters tragen würde. Diejenigen, die diesen Namen haben, kennen ihn, aber sie sprechen nicht von ihm. Diejenigen, die ihn nicht haben, kennen ihn nicht.
Aber die Wahrheit hat (einige) Namen in dieser Welt hervorgebracht unseretwegen, weil es nicht möglich ist, (15) sie ohne die Namen kennenzulernen. Eine einzige ist die Wahrheit. Sie ist vielfältig -- und zwar unseretwegen, um zu belehren über diese Sache allein in Liebe durch viele.
Spruch 13: Die Archonten wollten den Menschen täuschen, weil sie sahen, dass er (20) eine Verwandtschaft zu dem wahrhaft Guten besaß. Sie nahmen den Namen derer, die gut sind, und gaben ihn denen, die nicht gut sind, damit sie ihn (sc. den Menschen) täuschen durch die Namen und sie sie binden an die, die (25) nicht gut sind. Und dann, was für eine Gunst sie ihnen erweisen! Sie veranlassen sie, sich von denen, die nicht gut sind, zu entfernen, und sie versetzen sie zu denen, die gut sind. Diese kannten sie; denn sie (sc. die Archonten) wollten (30) den Freien nehmen und sich ihn zum Sklaven machen bis in Ewigkeit.
Spruch 14: Es gibt Kräfte, die [...] den Menschen, indem sie nicht wollen, daß er [erlöst] werde, damit sie werden [...]. Wenn nämlich der Mensch (35) [gerettet wird, dann werden keine] Opfer mehr geschehen [...] und [keine] Tiere werden den Kräften ( 55.1) geopfert werden. Denn die Tiere sind es, die sie ihnen darbrachten. Sie brachten sie zwar lebend dar; aber als sie sie darbrachten, starben sie. Den Menschen brachten (5) sie Gott dar, der (sc. der Mensch) tot war, und er lebte.
Spruch 15: Bevor Christus kam, gab es kein Brot in der Welt. Wie das Paradies, der Ort, wo Adam war, hatte sie (sc. die Welt) viele Bäume als Nahrung für die Tiere. Sie hatte keinen Weizen (10) als Nahrung für den Menschen. Der Mensch ernährte sich wie die Tiere. Aber als Christus, der vollkommene Mensch kam, brachte er Brot vom Himmel, damit sich der Mensch von der Nahrung des Menschen ernähre.
Spruch 16a: Die Archonten (15) dachten, daß sie durch ihre Kraft und ihren Willen das tun, was sie taten. Der heilige Geist aber bewirkte alles im Verborgenen durch sie, wie er wollte.
Spruch 16b: Die Wahrheit (20) wird an allen Orten ausgesät, sie, die von Anfang an besteht, und viele sehen sie, wie sie gesät wird. Wenige aber sind es, die sie sehen, wie sie (auch) geerntet wird.
Spruch 17: Einige sagten: ,,Maria ist vom heiligen Geist schwanger geworden.`` Sie sind im Irrtum. (25) Sie wissen nicht, was sie sagen. Wann ist je eine Frau von einer Frau schwanger geworden? Maria ist die Jungfrau, die keine Macht befleckte. Sie ist ein großer Fluch für die Hebräer -- das (30) sind die Apostel und [die] Apostelschüler. Diese Jungfrau, die keine Macht befleckte [...] die Mächte befleckten sich selbst. Und der Herr [hätte] nicht gesagt: ,,Mein [Vater, der im] Himmel ist``, (35) wenn [er] nicht noch einen anderen Vater gehabt hätte, sondern er hätte einfach gesagt: ,,[Mein Vater]!``
Spruch 18: Der Herr sagte zu den Jüngern: ,,[...] ( 56.1) von jedem Haus. Kommt (oder: Bringt) in das Haus des Vaters! Nehmt weder etwas weg in dem Haus des Vaters noch tragt etwas weg!``
Spruch 19: ,Jesus` ist ein verborgener Name, ,Christus` ist ein offenbarer Name. (5) Deswegen gibt es ,Jesus` nicht in irgendeiner Sprache, sondern sein Name ist ,Jesus`, wie man ihn nennt. ,Christus` hingegen -- sein Name ist auf syrisch ,Messias`, auf griechisch aber ist er ,Christus`. Überhaupt (10) haben ihn alle anderen (Völker) entsprechend der Sprache eines jeden (einzelnen) von ihnen. Der ,Nazarener` ist der Offenbare im Geheimen.
Spruch 20: Christus hat alles in sich: sei es Mensch, sei es Engel, (15) sei es Mysterium, sei es der Vater.
Spruch 21: Diejenigen, sie sagen: ,,Der Herr ist zuerst gestorben und (dann) auferstanden``, sind im Irrtum. Denn er ist zuerst auferstanden und (dann) gestorben. Wenn jemand nicht zuerst die Auferstehung erwirbt, wird er sterben. Gott (20) lebt, jener würde *...*.
Spruch 22: Niemand wird eine große, wertvolle Sache verbergen in einem großen Werk. Aber oft(mals) hat jemand unzählige Zehntausende in ein Werk vom Werte eines Hellers geworfen. So verhält es sich auch (25) mit der Seele. Sie ist ein wertvolles Werk, und sie geriet in einen wertlosen Leib.
Spruch 23: Einige fürchten sich, daß sie nackt auferstehen. Deswegen wollen sie im Fleisch auferstehen. Und [sie] wissen nicht, daß diejenigen, die (30) das [Fleisch] tragen, (gerade) die Nackten sind. [Es sind diese], die sich [...] selbst entkleiden, die nicht nackt sind. Nicht Fleisch [und Blut] werden das Reich [Gotte] erben. Welches ist dieses, das ( 57.1) nicht erben wird? Das, welches auf uns ist. Welches aber ist hingegen das, das erben wird? Es ist das, was zu Jesus gehört und seinem Blut. Deswegen hat er gesagt: ,,Wer mein Fleisch nicht essen und mein Blut (5) nicht trinken wird, hat kein Leben in sich.`` Was bedeutet das? Sein Fleisch ist das Wort, und sein Blut ist der heilige Geist. Wer diese empfangen hat, hat Nahrung und Trinken und Kleidung. Ich tadle auch die anderen, die sagen: ,,(10) Es (sc. das Fleisch) wird nicht auferstehen.`` Dann sind beide (Parteien) im Unrecht. Du sagst: ,,Das Fleisch wird nicht auferstehen.`` Aber sage mir: Was wird auferstehen, damit wir dich ehren? Du sagst: ,,Der Geist im Fleisch (15) und auch dieses Licht im Fleisch ist es.`` (Aber) auch das ist ein Wort, das im Fleisch ist. Denn was immer du sagen wirst, du sagst es nicht außerhalb des Fleisches. Es ist nötig, in diesem Fleisch aufzuerstehen, da alles in ihm ist.
Spruch 24: Auf dieser Welt (20) sind die, die die Kleider anziehen, wertvoller als die Kleider. Im Reich der Himmel sind die Kleider wertvoller als die, die sie (sich) angezogen haben.
Spruch 25: Durch Feuer und Wasser wird der ganze Ort gereinigt. Die offenbaren Dinge durch die offenbaren Dinge, (25) die verborgenen Dinge durch die verborgenen Dinge. Es gibt einige, die verborgen sind durch die offenbaren Dinge. Wasser ist im Wasser, Feuer ist im Salböl.
Spruch 26: Jesus trug sie alle heimlich. Er offenbarte sich nämlich nicht so, (30) wie er war, sondern er offenbarte sich so, wie [sie] ihn [würden] sehen können. Er offenbarte sich (aber) [allen. Er offenbarte sich] den Großen als Großer. Er [offenbarte sich] den Kleinen als Kleiner. Er [offenbarte sich ( 58.1) den] Engeln als Engel und den Menschen als Mensch. Deswegen verbarg sich sein Logos vor allen. Einige sahen ihn zwar, indem sie (jedoch) glaubten, sie würden (5) sich selbst sehen. Aber als er sich seinen Jüngern in Herrlichkeit auf dem Berg offenbarte, war er nicht klein. Er war groß geworden. Aber er machte die Jünger groß, damit sie in der Lage sein würden, (10) ihn in seiner Größe zu sehen.
Er sagte an jenem Tage in der Danksagung: ,,Der (du) das vollkommene Licht mit dem Heiligen Geist vereinigt hast, vereinige die Engel auch mit uns, den Abbildern.``
Spruch 27: Verachtet das Lamm nicht! Denn ohne es (15) ist es nicht möglich, den König zu sehen. Niemand wird seinen Weg zum König beschreiten können, wenn er nackt ist.
Spruch 28: Der himmlische Mensch hat mehr Kinder als der irdische Mensch. Wenn die Kinder Adams zahlreich sind, obwohl sie sterben, (20) um wieviel mehr die Kinder des vollkommenen Menschen, diese, die nicht sterben, sondern immerzu gezeugt werden?
Spruch 29: Der Vater macht (ein) Kind, und das Kind hat nicht die Möglichkeit, ein Kind zu machen; denn wer gezeugt worden ist, hat nicht die Möglichkeit (25) zu zeugen, sondern das Kind schafft sich Brüder, nicht Kinder.
Spruch 30: Alle, die in der Welt gezeugt werden, werden auf natürliche Art und Weise gezeugt. Und die anderen [werden genährt] von [dem Ort], von dem sie stammen. Es ist bedingt (30) durch die Zusage an dem himmlischen Ort, daß der Mensch Nahrung [erhält] [...] ihn durch den Mund.
Spruch 31: Wenn der Logos aus diesem Ort herausgekommen wäre, ( 59.1) würde er durch den Mund ernährt und vollkommen werden. Denn die Vollkommenen werden durch einen Kuß schwanger und gebären. Deswegen küssen auch wir einander. (5) Wir empfangen die Schwangerschaft durch die Gnade, die unter uns ist.
Spruch 32: Es waren drei, die allezeit mit dem Herrn wandelten: Maria, seine Mutter, und ihre Schwester und Magdalene, die man seine Gefährtin nennt. (10) Denn (eine) Maria ist seine Schwester und seine Mutter und seine Gefährtin.
Spruch 33: Der ,Vater` und der ,Sohn` sind einfache Namen; der ,Heilige Geist` ist ein doppelter Name. Sie sind nämlich an allen Orten. Sie sind oben, sie sind unten, (15) sie sind im Verborgenen, sie sind in den offenbaren (Dingen). Der Heilige Geist ist in dem Offenbaren: Er ist unten. Er ist in dem Verborgenen: Er ist oben.
Spruch 34: Den Heiligen werden Dienste durch die bösen Mächte geleistet, (20) denn sie sind blind durch den Heiligen Geist, damit sie glauben, daß sie einem (gewöhnlichen) Menschen dienen, wenn sie einem Heiligen dienen. Deswegen bat ein Jünger den Herrn eines Tages um eine Sache (25) der Welt. Er sagte zu ihm: ,,Bitte deine Mutter, und sie wird dir von fremden (Dingen) geben.``
Spruch 35: Die Apostel sprachen zu den Jüngern: ,,Möge unser ganzes Opfer Salz enthalten.`` (30) Denn sie nannten [Sophia] Salz. Ohne sie [ist] kein Opfer annehmbar.
Spruch 36: Sophia aber ist unfruchtbar, [ohne] Kind. Deshalb nennt man sie ,... von Salz`. Wo immer sie werden [...] (35) in ihrer eigenen Art, der Heilige Geist [... ( 60.1) und] ihre Kinder sind zahlreich.
Spruch 37: Was der Vater besitzt, gehört dem Sohn. Und solange der Sohn selbst klein ist, vertraut man ihm das Seine nicht an. Aber wenn (5) er zum Mann geworden ist, gibt sein Vater ihm alles, was er besitzt.
Spruch 38: Die Verirrten, die der Geist zeugt, pflegen auch durch ihn in die Irre zu gehen. Deswegen entzündet sich und erlöscht das Feuer durch denselben Hauch.
Spruch 39: (10) Eine Sache ist Echamot, und eine andere Sache ist Echmot. Echamot ist die Sophia schlechthin. Echmot aber ist die Sophia des Todes -- das ist die Sophia des Todes, das ist die, die den Tod kennt, die man die (15) ,kleine Sophia` nennt.
Spruch 40: Es gibt Tiere, die sich dem Menschen unterordnen, wie das Kalb und der Esel und andere dieser Art. Es gibt andere, die sich nicht unterordnen, die allein in den Wüsten leben. Der Mensch pflügt (20) das Feld mit den Tieren, die sich unterordnen, und dadurch ernährt er sich und die Tiere, sowohl die, die sich unterordnen, als auch die, die sich nicht unterordnen. So verhält es sich auch mit dem vollkommenen Menschen. Durch die Kräfte, die sich unterordnen, (25) pflügt er (und) sorgt dafür, daß alles entsteht. Denn deswegen besteht der ganze Ort, sowohl die Guten wie auch die Schlechten, die Rechten und die Linken. Der Heilige Geist weidet alle und herrscht über (30) [alle] Kräfte, die sich unterordnen und die sich nicht unterordnen und die allein sind. Denn er [... (und)] schließt sie ein, damit, [wenn ...] wollen, sie nicht in der Lage sind [zu entkommen].
Spruch 41: [Der, der] geschaffen/geformt wurde, ist (35) [schön], [aber] du würdest seine Kinder *nicht* finden, ( 61.1) indem sie edle Gebilde sind. Wenn er nicht gebildet, sondern gezeugt worden wäre, würdest du seine Nachkommenschaft edel finden. Nun aber wurde er gebildet, (und) er zeugte. Was (5) für ein Adel ist das?
Spruch 42: Zuerst entstand der Ehebruch, danach der Mörder (oder: Mord). Und sie zeugten ihn aus dem Ehebruch. Denn er war das Kind der Schlange. Daher wurde er zum Menschenmörder wie auch sein Vater, und (10) er tötete seinen Bruder. Jeder Geschlechtsverkehr, der zwischen einander nicht Gleichen stattgefunden hat, ist Ehebruch.
Spruch 43: Gott ist ein Färber. Wie die guten Farben, welche die ,wahren` genannt werden, untergehen (15) mit den Dingen, die mit ihnen gefärbt worden sind, so verhält es sich mit denen, die Gott gefärbt hat. Da seine Farbgebungen unsterblich sind, sind sie durch seine Farben unsterblich. Gott aber tauft die, die er tauft, (20) im Wasser.
Spruch 44: Es ist nicht möglich, daß jemand etwas von den Feststehenden sieht, es sei denn, daß dieser wie jene wird. So verhält es sich nicht mit dem Menschen, der auf der Welt ist: Er sieht die Sonne, ohne (selbst) Sonne zu sein; (25) und er sieht den Himmel und die Erde und alle übrigen Dinge, ohne (selbst) jene zu sein. So verhält es sich mit der Wahrheit: Vielmehr hast du etwas von jenem Ort gesehen, und du wurdest zu jenen Dingen. Du hast den Geist gesehen, du (30) wurdest Geist, du hast Christus gesehen, du wurdest Christus. Du hast den [Vater gesehen, du] wirst Vater werden. Deshalb siehst du [an diesem Ort] alle Dinge, und du [siehst] nicht dich selbst. Aber [an jenem Ort] siehst du dich selbst -- und was (30) du siehst, wirst du [werden].
Spruch 45: Der Glaube empfängt, die Liebe gibt. [Niemand wird] ( 62.1) ohne den Glauben [empfangen können]. Niemand wird ohne Liebe geben können. Daher, damit wir nun empfangen, glauben wir. Damit wir lieben, geben wir. Denn wenn jemand nicht aus Liebe gibt, hat er keinen (5) Nutzen von dem, was er gegeben hat.
Spruch 46: Wer den Herrn nicht empfangen hat, ist noch ein Hebräer.
Spruch 47: Die Apostel, die vor uns waren, nannten ihn so: ,Jesus, der Nazoräer, Messias`, was heißt: ,Jesus, der Nazoräer, Christus`. Der letzte (10) Name ist ,Christus`; der erste Name ist ,Jesus`; der in der Mitte ist ,der Nazoräer`. ,Messias` hat zwei Bedeutungen: sowohl ,Christus` als auch ,der Gemessene`. ,Jesus` heißt auf hebräisch ,die Erlösung`. ,Nazara` heißt ,die Wahrheit`. Der (15) ,Nazarener` heißt daher ,die Wahrheit`. Christus hat man gemessen. Den Nazarener und Jesus hat man gemessen.
Spruch 48: Wenn die Perle in den Schmutz hinabgeworfen wird, wird sie nicht minderwertiger, (20) noch wird sie, wenn sie mit Balsam gesalbt wird, wertvoller werden, sondern sie hat allezeit den gleichen Wert bei ihrem Besitzer. So verhält es sich auch mit den Kindern Gottes, wo immer sie sind. (25) Sie haben weiterhin den (gleichen) Wert bei ihrem Vater.
Spruch 49: Wenn du sagst: ,,Ich bin ein Jude``, wird sich niemand bewegen. Wenn du sagst: ,,Ich bin ein Römer``, wird sich niemand erschrecken. Wenn du sagst: ,,Ich bin ein Grieche, ein Barbar, (30) ein Sklave, [ein] Freier``, wird sich niemand aufregen. [Wenn] du [sagst] : ,,Ich bin ein Christ``, wird [jeder] erbeben. Möge es geschehen, daß ich [...] wie das. Dieser, dessen Namen [...] nicht ertragen können (35) [zu hören].
Spruch 50: Gott ist ein ( 63.1) Menschenfresser. Deshalb [schlachtet] man ihm Menschen. Bevor der Mensch geschlachtet wurde, schlachtete man Tiere, denn keine Götter waren die, denen man schlachtete.
Spruch 51: (5) Die Glasgefäße und die Tongefäße pflegen (beide) durch das Feuer zu entstehen. Aber wenn die Glasgefäße zerbrechen, werden sie gewöhnlich wieder geschaffen. Denn sie sind aus einem Hauch entstanden. Wenn die Tongefäße (10) hingegen zerbrechen, pflegen sie zugrunde zu gehen. Denn sie sind ohne Hauch entstanden.
Spruch 52: Ein Esel, der unter einem Mahlstein im Kreise ging, legte 100 Meilen gehend zurück. Als er losgemacht wurde, fand er sich wieder an demselben Platz vor. (15) Es gibt Menschen, die viele Reisen zu machen pflegen und schreiten (doch) an keinem Ort weiter. Als es für sie Abend wurde, hatten sie keine Stadt noch Dorf noch Schöpfung noch Natur, (20) Kraft und Engel gesehen. Vergeblich haben sich die Armseligen abgemüht.
Spruch 53: Die Eucharistie ist Jesus. Denn auf syrisch wird er genannt ,Pharisatha`, das heißt ,der Ausgebreitete`. Jesus kam nämlich, indem er ein der Welt Gekreuzigter ist.
Spruch 54: (25) Der Herr ging in die Färberei Levis. Er nahm 72 Farben und warf sie in den Kessel. Er brachte sie alle weiß heraus und sagte: ,So ist auch der Sohn (30) des Menschen [als] Färber gekommen.`
Spruch 55: Die Sophia, die man die ,Unfruchtbare` nennt, sie ist die Mutter [der] Engel. Und die Gefährtin von [Christus] ist Maria Magdalena. Der [Herr liebte] sie (35) mehr als [alle] (anderen) Jünger, und er küßte sie [oftmals] auf ihren [Mund]. Die übrigen [Jünger ( 64.1) ...], sie sagten zu ihm: ,,Weshalb liebst du sie mehr als uns alle?`` Es antwortete der Erlöser, er sprach zu ihnen: ,,Weshalb liebe ich euch nicht (so) (5) wie sie?``
Spruch 56: Wenn ein Blinder und einer, der sieht, beide im Finsteren sind, sind sie nicht voneinander unterschieden. Wenn (aber) das Licht kommt, wird der, der sieht, das Licht sehen, und der Blinde wird im Finsteren bleiben.
Spruch 57: (10) Der Herr sagte: ,,Gesegnet ist der, der existiert, bevor er entstand. Denn der, der existiert, war und wird sein.``
Spruch 58: Die Erhabenheit des Menschen ist nicht offenbar, sondern ist im Verborgenen. Deswegen ist er (15) Herr über die Tiere, die stärker sind als er, die groß sind entsprechend dem Offenbaren und dem Verborgenen. Und dies gibt ihnen Bestand. Wenn der Mensch sich aber von ihnen trennt, pflegen sie einander zu töten und einander zu beißen. (20) Und sie fraßen einander, weil sie keine Nahrung fanden. Jetzt aber haben sie Nahrung gefunden, weil der Mensch die Erde bearbeitet hat.
Spruch 59: Wenn einer in das Wasser herabgeht und heraufkommt, ohne etwas empfangen zu haben, und spricht: ,,Ich bin ein Christ``, (25) so hat er den Namen auf Zinsen geliehen. Wenn er aber den Heiligen Geist empfängt, hat er den Namen als Geschenk. Wer ein Geschenk erhalten hat, dem wird es nicht weggenommen. Wer aber etwas auf Zinsen geliehen hat, von dem verlangt man es zurück. So (30) [widerfährt es auch] einem, wenn er im Mysterium ist.
Spruch 60: Groß ist das Mysterium der Hochzeit. Denn [ohne] es würde die Welt nicht [existieren]. Nun die Zusammenfügung [der Welt ...], der Zusammenfügung der (35) [... Hochzeit]. Denke an [... Gemeinschaft], denn sie besitzt [...] Kraft. Ihr Abbild ( 65.1) besteht in einer [Befleckung].
Spruch 61: Die Gestalten der unreinen Geister sind männliche und weibliche. Die Männlichen sind die, die sich mit den Seelen vereinigen, welche in (5) einer weiblichen Gestalt wandeln. Die Weiblichen hingegen sind diejenigen, die mit einer männlichen Gestalt vereinigt sind durch einen Ungehorsam. Und niemand wird ihnen entfliehen können, da man ihn ergreifen wird, falls er nicht eine männliche Kraft empfängt und eine (10) weibliche -- das sind der Bräutigam und die Braut. Man erhält diese aber aus dem abbildlichen Brautgemach. Wenn die törichten Frauen einen Mann sehen, der alleine lebt, pflegen sie sich auf ihn zu stürzen, und (15) sie scherzen mit ihm und beflecken ihn. Ebenso verhält es sich mit den törichten Männern: Wenn sie eine allein lebende schöne Frau sehen, beschwatzen sie sie und vergewaltigen sie, weil sie sie beflecken wollen. Wenn sie aber sehen, (20) daß der Mann und seine Frau zusammenleben, können die Frauen nicht zum Mann gehen und die Männer nicht zur Frau gehen. So verhält es sich (auch), wenn das Abbild und der Engel sich miteinander vereinigen. (25) Niemand wird es wagen können, zu dem Mann oder zu der Frau zu gehen.
Der, der aus der Welt kommt und (so) nicht länger ergriffen werden kann, obwohl er in der Welt war, ist offenkundig erhaben über (30) die Begierde der [...] und die Furcht. Er ist Herr über [die Natur], er ist besser als der Eifer. Wenn [...] kommt, ergreifen sie ihn und erdrosseln ihn. Und wie sollte auch [dieser] in der Lage sein, zu entfliehen den [großen ...] Mächten? (35) Und wie sollte er in der Lage sein, [...]. Es gibt einige, [die sagen]: ,,Wir sind Gläubige``, damit [... ( 66.1) den unreinen Geistern] und Dämonen. Wenn sie nämlich den Heiligen Geist hätten, würde sich kein unreiner Geist mit ihnen verbinden.
Spruch 62: Fürchte dich nicht vor dem Fleisch noch (5) liebe es. Wenn du dich vor ihm fürchtest, wird es Herr über dich werden; wenn du es liebst, wird es dich verschlingen und dich erwürgen.
(63) Entweder ist er in dieser Welt oder in der Auferstehung oder an den Orten, die in der Mitte sind. Möge es nicht geschehen, daß ich in ihnen gefunden werde! (10) In dieser Welt gibt es Gutes und Schlechtes. Ihre guten (Dinge) sind nicht die guten, ihre schlechten (Dinge) sind nicht schlecht. Es gibt aber Schlechtes nach dieser Welt, das wirklich schlecht ist, (15) das man die Mitte nennt. Das ist der Tod. Da wir uns in dieser Welt befinden, ist es für uns angemessen, die Auferstehung zu erwerben, damit, wenn wir das Fleisch ablegen, wir in der Ruhe gefunden werden und wir nicht (20) in der Mitte wandeln. Denn viele verirren sich auf dem Weg. Es ist nämlich gut, aus der Welt herauszukommen, bevor der Mensch gesündigt hat.
Spruch 64: Einige wollen weder noch können sie. Andere haben keinen Nutzen, (25) wenn sie wollen, weil sie es (sc. das Gewollte) nicht getan haben. Denn [...] sie zu Sündern. Und wenn sie nicht wollen, wird die Gerechtigkeit sich vor beiden (oder: in beiden Fällen) verbergen (oder: entfernen). Und es ist immer eine Angelegenheit des Willens, nicht des Tuns.
Spruch 65: Ein (30) Apostelschüler sah in einem Traumgesicht einige, wie sie in ein brennendes Haus eingeschlossen waren und gebunden waren mit feurigen [...] und geworfen worden waren in einen feurigen [...] sie in [...] Glaube [...]. Und es wurde ihnen gesagt: (35) ,,[...] imstande gewesen zu retten (oder: gerettet zu werden) [...] sie haben nicht gewollt.`` So haben sie erlangt [...] Strafe, welche genannt wird ( 67.1) die [...] ,Finsternis`, denn er [...].``
Spruch 66: Aus Wasser und Feuer sind die Seele und der Geist entstanden. Aus Wasser und Feuer ist der Sohn der (5) Brautkammer [entstanden]. Das Feuer ist das Salböl; das Licht ist das Feuer. Ich spreche nicht von dem Feuer, das keine Gestalt hat, sondern von dem anderen Feuer, dessen Gestalt weiß ist, welches schönes Licht ist und das die Schönheit gibt.
Spruch 67: Die Wahrheit kam nicht (10) nackt in die Welt, sondern sie kam in Sinnbildern und Abbildern. Sie (sc. die Welt) wird sie (sc. die Wahrheit) nicht anders empfangen (können). Es gibt eine Wiedergeburt und eine Abbild--Wiedergeburt. Es ist wahrhaftig angemessen, durch das Abbild wiedergeboren zu werden. Was (15) ist sie? Die Auferstehung! Und das Abbild muß durch das Abbild auferstehen. Das Brautgemach und das Abbild müssen durch das Abbild in die Wahrheit eingehen -- das ist die Wiederherstellung. Nicht allein müssen die, welche die Namen des (20) Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes hervorbringen, so handeln, sondern auch *die, welche* sie für dich hervorgebracht haben. Wenn jemand sie sich nicht erwirbt, wird ihm auch der Name (Christ) weggenommen werden. Man erhält sie aber in der Salbung des [...] der Kraft des Kreuzes, welche die Apostel (25) ,die Rechte` und ,die Linke` nennen. Denn dieser ist nicht mehr ein Christ, sondern ein Christus.
Spruch 68: Der Herr hat alles in einem Mysterium [gemacht], die Taufe und die Salbung und die Eucharistie, und eine Erlösung (30) und ein Brautgemach.
Spruch 69: [...] aber sagte: ,,Ich bin gekommen, um [die unteren Dinge] wie die [oberen] Dinge [und die der] Außenseite wie die die der [Innenseite] zu machen. [Ich bin gekommen], um sie an jenem Ort zu [vereinigen ...] (35) an diesem Ort in [...] (35) und [Typen ...].`` Diejenigen, die sagen: [,,Es gibt einen himmlischen Menschen, und] es gibt einen oberhalb von [ihm``, irren sich.] Denn der, der offenbar ist, ( 68.1) ist jener himmlische [Mensch], den man nennt ,der, der unten ist`. Und der, zu dem das Verborgene gehört, ist jener, der sich über ihm befindet. Besser nämlich wäre es zu sagen: ,,Die Innenseite (5) und die Außenseite und das, was außerhalb der Außenseite ist``. Deswegen hat der Herr das Verderben genannt: ,Die Finsternis, die außen ist` -- es gibt nichts anderes außerhalb von ihr. Er sagte: ,,Mein Vater, der im Verborgenen ist.`` Er sagte: ,,Gehe (10) in deine Kammer, und schließe die Tür ab, und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist`` -- das heißt der, der innerhalb von ihnen allen ist. Aber das, was in ihnen allen ist, ist das Pleroma. (15) Nach ihm gibt es keinen anderen in seinem Inneren. Das ist der, von dem man sagt: ,das über ihnen ist.`
Spruch 70: Vor Christus kamen einige aus einem Ort heraus, in den sie nicht mehr hineingehen konnten. Und wohin sie gingen, dort konnten sie nicht mehr (20) herauskommen. Dann kam Christus. Die hineingegangen waren, brachte er heraus; und die herausgegangen waren, brachte er hinein.
Spruch 71: Als Eva noch in Adam war, gab es keinen Tod. Als sie von ihm getrennt wurde, entstand der Tod. (25) Wenn sie wiederum [hineingeht] und ihn annimmt, wird kein Tod mehr sein.
Spruch 72: ,,Mein Gott, mein Gott, warum, Herr, hast du mich verlassen?`` Er sprach dieses am Kreuz. Denn er war abgetrennt von diesem Ort. [...] der, der gezeugt worden war durch (30) den, der [...] durch Gott. Der [...] heraus aus den Toten. [...] sein, aber [...], indem er vollkommen ist. [...] Fleisch, aber diese (35) [...] ist wahres Fleisch, [...] es ist nicht wahr, sondern [...] nur ein Abbild der Wahrheit.
Spruch 73: ( 69.1) Es gibt gewöhnlich kein Brautgemach für die Tiere noch für die Sklaven und befleckte Frauen, sondern es ist freien Menschen und Jungfrauen bestimmt.
Spruch 74: Durch (5) den Heiligen Geist werden wir zwar wiedergeboren, geboren aber werden wir durch Christus. In den beiden (Fällen) werden wir vom Geist gesalbt. Als wir geboren wurden, wurden wir vereinigt.
Spruch 75: Niemand wird sich sehen können, sei es im Wasser oder sei es in (10) einem Spiegel ohne Licht; noch wirst du dich andererseits sehen können im Licht ohne Wasser und Spiegel. Deswegen ist es angemessen, mit beiderlei zu taufen: mit dem Licht und mit dem Wasser. Das Licht aber ist die Salbung.
Spruch 76: Es gab drei Häuser als (15) Opferstätten in Jerusalem. Das eine, das sich zum Westen hin öffnende, nannte man ,das Heilige`. Das andere, das zum Süden hin offen war, nannte man das ,Heilige des Heiligen`; das dritte (20) war nach Osten hin geöffnet und wurde das ,Heilige der Heiligen` genannt, der Ort, den der Hohepriester allein betritt. Die Taufe ist das ,heilige` Haus, die Erlösung ist das ,Heilige des Heiligen`, das ,Heilige der Heiligen` (25) ist das Brautgemach. Die Taufe enthält die Auferstehung [und die] Erlösung. Die Erlösung (ist) im Brautgemach, das Brautgemach aber in dem, was erhabener (als sie) ist. [...] du wirst nicht finden [...] (30) sind diejenigen, die beten [...] Jerusalem [...] Jerusalem, indem [...] Jerusalem [...] die man nennt die ,Heiligen (35) der Heiligen`. [... der] Vorhang zerriß [...] Brautgemach außer das Abbild [...] ( 70.1) oben. Denn sein Vorhang zerriß von oben nach unten; denn es ist angemessen für einige, von unten nach oben zu gehen.
Spruch 77: (5) Die Kräfte sehen diejenigen, die das vollkommene Licht angelegt haben, nicht und können sie nicht festhalten. Einer aber wird das Licht anlegen im Mysterium, in der Vereinigung.
Spruch 78: Hätte (10) die Frau sich nicht vom Mann getrennt, würde sie nicht mit dem Mann sterben. Seine Trennung wurde zum Anfang des Todes. Deswegen ist Christus gekommen, damit er die Trennung, die von Anfang an bestand, wieder beseitige (15) und sie beide vereinige und denjenigen, die in der Trennung gestorben sind, Leben gebe und sie vereinige.
Spruch 79: Die Frau aber vereinigt sich mit ihrem Gatten im Brautgemach. Die sich aber im Brautgemach vereinigt haben, werden (20) sich nicht mehr trennen. Deshalb trennte sich Eva von Adam, denn sie hatte sich nicht mit ihm verbunden im Brautgemach.
Spruch 80: Die Seele Adams enstand aus einem Hauch. Ihr Partner ist der [Geist (Pneuma)]. Seine Mutter (25) ist der (Geist), der ihm gegeben wurde. Seine Seele wurde von ihm [genommen], sie gaben ihm einen [Geist] an ihrer Stelle. Als er sich (mit dem Geist) vereinigte, [sprach er] einige Worte, die erhabener als die Kräfte waren. Sie beneideten ihn um den pneumatischen Partner. (30) [...] verborgen [...] Gelegenheit [...] für sich selbst allein [...] Brautgemach, so daß [...].
Spruch 81: Jesus offenbarte sich (35) [...] Jordan. Das [Pleroma des Reiches] der Himmel. Der, [der] vor dem All gezeugt war, ( 71.1) wurde wieder geboren. Der, [der] einst [gesalbt wurde], wurde wieder gesalbt. Der, der gerettet worden war, rettete wieder (andere).
Spruch 82: Wenn es angemessen ist, ein Geheimnis auszusprechen: Der Vater des Alls vereinigte sich (5) mit der Jungfrau, die herabgekommen war. Und ein Feuer erleuchtete ihn an jenem Tag. Er offenbarte das große Brautgemach. Daher kam sein Körper, der an jenem Tage entstanden war, aus dem Brautgemach, (10) wie einer, der aus dem Bräutigam und der Braut entstanden war. Ebenso richtete Jesus das All auf in ihm durch diese. Und es ist angemessen, daß jeder einzelne Jünger (15) in seine Ruhestätte eingeht.
Spruch 83: Adam entstand aus zwei Jungfrauen: aus dem Geist und der jungfräulichen Erde. Deswegen wurde Christus aus einer Jungfrau geboren, (20) damit er den Fehltritt, der am Anfang geschehen war, wieder in Ordnung bringe.
Spruch 84: Es gibt zwei Bäume im Paradies: Der eine bringt [Tiere] hervor, der andere bringt Menschen hervor. Adam [aß] von dem Baume, (25) der Tiere hervorbrachte. [Er] wurde zum Tier und brachte Tiere hervor. Deswegen verehren die Söhne Adams die [Tiere]. Der Baum [...] Frucht ist [...] (30) zahlreich werden [...] aß den [...] Frucht des [...] bringt die Menschen hervor [...] Menschen [...]. (35) Gott erschuf den Menschen, [... und die Menschen] ( 72.1) erschufen Gott.
Spruch 85: So verhält es sich mit der Welt: Die Menschen erschaffen Götter und sie verehren ihre Schöpfungen. Es wäre angemessen, daß die Götter die Menschen verehren, wie es der Wahrheit entspricht.
Spruch 86: (5) Die Werke des Menschen entstehen gewöhnlich aus seiner Kraft. Deswegen nennt man sie auch ,die Kräfte`. Seine Werke aber sind seine Kinder, die aus Ruhe entstanden sind. (10) Deswegen wohnt (oder: wirkt) seine Kraft in seinen Werken, während die Ruhe aber in den Kindern offenbar ist. Und du wirst finden, daß das bis an das Abbild heranreicht. Und das ist der abbildliche Mensch, (15) der seine Werke aus seiner Kraft (heraus) tut, aus Ruhe aber seine Kinder zeugt.
Spruch 87: In dieser Welt dienen die Sklaven den Freien. Im Reich der Himmel aber werden (20) die Freien den Sklaven dienen. Die Kinder des Brautgemachs [werden] den Kindern der Hochzeit dienen. [Die] Kinder des Brautgemachs haben einen [einzigen] Namen: Ruhe herrscht. [Einander] brauchen sie keine (andere) (25) Form, [denn sie haben] die Schau.
Spruch 88: [...] sie sind zahlreich [...]. In denen, die sind [...], sind Ehren [...]
Spruch 89: Die (30) [...] hinabgehen zum Wasser [...] heraus (aus dem Wasser), wird geheiligt sein [...] die, die haben [...] in seinem Namen. Er sprach nämlich: ,,[So] werden wir alle ( 73.1) Gerechtigkeit erfüllen.``
Spruch 90: Die, die behaupten: ,,Man wird zuerst sterben und dann auferstehen``, irren sich. Wenn man nicht die Auferstehung zu Lebzeiten empfängt, wird man nichts empfangen, wenn man stirbt. (5) Entsprechend redet man auch von der Taufe, wenn gesagt wird: ,,Groß ist die Taufe; denn wenn man sie empfängt, wird man leben.``
Spruch 91: Der Apostel Philippus sprach: ,,Josef der Zimmermann pflanzte (10) einen Garten, weil er Holz benötigte für sein Handwerk. Er ist es, der das Holz aus den Bäumen, die er anpflanzte, hergestellt hat. Und sein (eigener) Same hing an dem, was er angepflanzt hatte. Sein Same war (15) Jesus, die Pflanze aber das Kreuz.``
Spruch 92: Aber der Baum des Lebens ist in der Mitte des Paradieses. Und es ist der Ölbaum, dem die Salbung entstammt. Durch sie [entstand] die Auferstehung.
Spruch 93: Diese Welt ist ein Leichen--Esser. (20) Alle Dinge, die man in ihr ißt, sterben auch wieder. Die Wahrheit ist ein Leben--Esser. Daher wird niemand von denen, die sich an der [Wahrheit] nähren, sterben. Jesus ist aus jenem Ort gekommen und brachte (25) Nahrung von dort. Und denen, die wollten, gab er [Leben, damit] sie nicht sterben.
Spruch 94: Gott [...] ein Garten/Paradies. Der Mensch [...] Garten. Es gibt [...] (30) und [...] Gottes in [...]. Die Dinge, die sind in [...] ich will. [...] Der Garten [ist der Ort], in dem man zu mir sagen wird: ,,[...] iß (35) dies!`` oder ,,Iß das nicht!`` -- [ganz wie du willst]. ( 74.1) Das (ist) der Ort, wo ich alle Dinge essen werde, da sich dort der Baum der Erkenntnis befindet. Jener tötete Adam; an diesem Ort belebte der Baum der Erkenntnis den Menschen. (5) Das Gesetz war der Baum. Er hat die Fähigkeit, die Erkenntnis des Guten und des Bösen zu verleihen. (Aber) weder entfernte er ihn vom Bösen, noch ließ er ihn im Guten, sondern er bewirkte Tod für die, (10) die von ihm aßen. Denn dadurch, daß er sagte: ,,Iß dieses!`` oder ,,Iß dieses nicht!``, wurde er zum Anfang des Todes.
Spruch 95: Die Salbung steht über der Taufe. Denn aufgrund der Salbung wurden wir ,Christen` genannt, nicht wegen (15) der Taufe. Und man nannte Christus wegen der Salbung (so). Denn der Vater salbte den Sohn. Der Sohn aber salbte die Apostel. Die Apostel aber salbten uns. Wer gesalbt worden ist, hat das All. Er hat (20) die Auferstehung, das Licht, das Kreuz, den Heiligen Geist. Der Vater gab ihm dieses Brautgemach, er erhielt (es).
Spruch 96: Der Vater nahm Wohnung im [Sohn] und der Sohn im Vater. Dieses ist [das Reich] der Himmel.
Spruch 97: (25) Treffend sagte der Herr: ,,Einige gingen lachend in das Reich der Himmel, und sie kamen heraus.``[...] ein Christ [..] Und sofort, als [... stieg] hinab in das Waser. Er kam (30) [..] über das All [...] ein Scherz, aber [...] verachten diesen [...] Reich der [Himmel ...] Wenn er die Welt verachtet (35) [...] und sie mißachtet als Scherz [...] heraus, indem er lacht.
Spruch 98: So verhält es sich ( 75.1) auch mit dem Brot und dem Kelch und dem Öl, wenn es auch etwas anderes gibt, was bedeutender als diese ist.
Spruch 99: Die Welt entstand durch eine Verfehlung. Denn der, der sie schuf, wollte sie (5) unvergänglich und unsterblich schaffen. Er kam zu Fall und erreichte das Erhoffte nicht. Denn es gab nämlich nicht die Unvergänglichkeit der Welt, und es gab nicht die Unvergänglichkeit dessen, der die Welt geschaffen hatte. (10) Es gibt nämlich nicht die Unvergänglichkeit der Dinge, sondern der Kinder. Und kein Ding wird Unvergänglichkeit erhalten können, wenn es nicht Kind wird. Wer aber nicht im Stande ist zu empfangen, um so weniger wird er geben können.
Spruch 100: Der Kelch (15) des Gebetes enthält Wein, enthält Wasser, das als Sinnbild des Blutes dient, über dem gedankt wird . Und er ist gefüllt mit dem Heiligen Geist, und er gehört ganz dem vollkommenen Menschen. Wenn (20) wir diesen trinken, werden wir für uns den vollkommenen Menschen empfangen.
Spruch 101: Das lebendige Wasser ist ein Körper. Wir müssen den lebendigen Menschen anziehen. Deshalb entkleidet er sich, wenn er kommt, zum Wasser hinunterzusteigen, damit er jenen anzieht.
Spruch 102: (25) Ein Pferd zeugt ein Pferd. Ein Mensch zeugt (einen) Menschen. Ein Gott zeugt (einen) Gott. Ebenso verhält es sich mit [dem Bräutigam und der Braut]. Sie entstanden [...] (30) kein Jude [...] aus [...] entstand und [...] aus den Juden. [...] Christen, [...] (35) man nannte diese das auserwählte Geschlecht von [...] ( 76.1) und den wahren Menschen und den Sohn des Menschen und den Samen des Sohnes der Menschen. ,Dieses wahre Geschlecht` wird es in der Welt genannt.
Spruch 103: (...) wo (5) die Kinder des Brautgemachs wohnen. Während die Vereinigung in dieser Welt (eine von) Mann und Frau ist - der Ort für die Kraft und die Schwäche --, ist die Gestalt der Vereinigung im Äon etwas anderes.
Spruch 104a: Wir nennen sie aber mit diesen Namen. Es gibt (10) aber auch andere. Sie sind höher als alle Namen, die genannt werden, und sie sind dem Starken überlegen. Dort nämlich, wo Gewalt ist, sind auch die, die wertvoller als die Kraft sind.
Spruch 104b: (Was) jene (betrifft): Der eine ist es nicht, der andere ist es. (15) Aber sie beide sind dieser einzige. Dieser ist es, der nicht über den fleischlichen Sinn wird hinauskommen können.
Spruch 105: Ist es nicht angemessen für alle, die das alles haben, daß sie sich selbst erkennen? Einige aber, wenn sie sich nicht (20) selbst erkennen, werden nicht genießen, was sie haben. Die anderen, die sich erkannt haben, werden sie (sc. ihre Besitztümer) genießen.
Spruch 106: Der vollkommene Mensch wird nicht nur nicht festgehalten werden können, sondern wird (auch) nicht gesehen werden können. Denn wenn er gesehen wird, (25) wird er festgehalten werden. Auf andere Art wird sich niemand diese Gnade erwerben können, außer wenn er sich mit dem vollkommenen Licht bekleidet [und] selbst zum vollkommenen Licht wird. Der, der [es angezogen hat], wird gehen (30) [...]. Dieser ist der Vollkommene [...].
Spruch 107: Damit wir werden [...], bevor wir verlassen [...]. Wer immer das All empfangen hat [...] hierhin in der Lage sein [...] dieser Platz, sondern er wird [... die Mitte] wie ein Unvollkommener. ( 77.1) Allein Jesus kennt das Ende von diesem.
Spruch 108: Der heilige Mensch (= Priester) ist vollkommen heilig, bis zu seinem Körper. Denn wenn er das Brot empfangen hat, wird er es heilig machen oder den Kelch (5) oder alles Übrige, das er empfängt, indem er es reinigt. Und wie soll er nicht auch den Körper reinigen?
Spruch 109: Wie Jesus das Wasser der Taufe vollendet hat, so goß er den Tod weg. Deswegen steigen wir (10) zwar hinunter in das Wasser, wir gehen aber nicht hinunter in den Tod, damit wir nicht ausgegossen werden in den Geist der Welt. Wenn er weht, läßt er den Winter entstehen; wenn der Heilige Geist weht, (15) wird es Sommer.
Spruch 110: Wer die Erkenntnis der Wahrheit hat, ist frei. Der Freie aber sündigt nicht; denn ,,wer die Sünde tut, ist der Sklave der Sünde.`` Die Mutter ist die Wahrheit, die Erkenntnis aber (20) ist der Vater. Diejenigen, die denken, daß es nicht zu ihnen paßt zu sündigen, nennt die Welt ,Freie` -- die, die denken. Erkenntnis der Wahrheit erhebt (die) Herzen, das heißt: Sie macht sie frei (25) und läßt sie sich über den ganzen Ort erheben. Die Liebe aber erbaut. Wer aber frei geworden ist durch die Erkenntnis, ist ein Knecht wegen der Liebe zu denen, die die Freiheit der Erkenntnis noch nicht aufnehmen konnten. Die Erkenntnis (30) aber macht sie tauglich, [daß] sie frei werden. Die Liebe [nennt nie] etwas ihr eigenes [...] sie [...] besitzt [...]. Sie spricht nicht: [,,Das gehört dir nicht.``] oder ,,Das gehört mir.``, [sondern] (sie spricht): ,,[Alles] (35) gehört dir.``
Spruch 111: Die geistige Liebe ist (wie) Wein und Duft. ( 78.1) Es genießen sie alle, die sich mit ihr salben werden. Es genießen (sie) auch diejenigen, die neben ihnen stehen, solange die Gesalbten dastehen. Wenn die mit Salbe Gesalbten aufhören, bei ihnen (zu stehen), (5) und weggehen, bleiben jene, die nicht gesalbt sind und nur neben ihnen stehen, wieder in ihrem Gestank zurück. Der Samariter gab dem Verwundeten nichts als Wein und Öl. Es ist nichts anderes als (10) die Salbung. Und er heilte die Wunden. Die Liebe nämlich bedeckt eine Menge Sünden.
Spruch 112: Dem, den die Frau liebt, gleichen die, die sie gebären wird. Wenn (es) ihr Gatte (ist), gleichen sie ihrem Gatten. Wenn es ein Ehebrecher ist, (15) gleichen sie dem Ehebrecher. Oft, wenn eine Frau mit ihrem Gatten aufgrund einer Notwendigkeit (= erzwungen) schläft, ihr Sinn aber bei dem Ehebrecher ist, mit dem sie sich zu vereinigen pflegt, so gebiert sie den, den sie gebären wird, indem er dem Ehebrecher gleicht. (20) Ihr aber, die (ihr) mit dem Sohne Gottes seid, liebt nicht die Welt, sondern liebt den Herrn, damit die, die ihr zeugen werdet, nicht der Welt ähnlich werden, sondern dem Herrn.
Spruch 113: (25) Der Mensch verbindet sich mit dem Menschen, das Pferd verbindet sich mit dem Pferd, der Esel mit dem Esel. Die Arten mischen sich [mit] ihren Artgenossen. Ebenso verbindet sich der Geist mit dem Geist, und der Lo[gos] (30) verkehrt mit dem Logos, [und das Licht] verkehrt [mit dem Licht. Wenn du] Mensch wirst, [wird der Mensch] dich lieben. Wenn du [Geist] wirst, wird der Geist sich mit dir vereinigen. [Wenn] du Logos wirst, (35) wird sich der Logos mit dir verbinden. ( 79.1) Wenn [du] ein Licht wirst, ist es das Licht, das mit dir verkehren wird. Wenn du einer von denen von oben wirst, werden die von oben sich auf dir (5) zur Ruhe niederlassen. Wenn du Pferd wirst oder Esel oder Kalb oder Hund oder Schaf oder ein anderes von den Tieren, die außen sind und unten, werden dich weder der Mensch noch der Geist (10) noch der Logos noch das Licht noch die von oben noch die von innen lieben können. Sie werden sich nicht in dir niederlassen können, und du hast keinen Anteil an ihnen.
Spruch 114: Wer gegen seinen Willen Sklave ist, wird frei werden können. (15) Wer frei geworden ist durch die Gnade seines Herrn und sich selbst verkauft hat in eine Sklaverei, wird nicht mehr frei werden können.
Spruch 115: Die Landwirtschaft der Welt (besteht) durch vier Dinge. Man erntet (20) in die Vorratskammer durch Wasser und Erde und Wind und Licht. Die Landwirtschaft Gottes (besteht) ebenso durch vier: (durch) Glauben und Hoffnung und Liebe und (25) Erkenntnis. Unsere Erde ist der Glaube, in dem wir Wurzel fassen. Das Wasser [aber] ist die Hoffnung, durch sie ernähren [wir uns]. Der Wind ist die Liebe, durch ihn wachsen wir. Das Licht aber ist die Erkenntnis, (30) durch sie r[eifen] wir.
Spruch 116: Die Gnade existiert [auf vier Weisen], sie ist irdisch, sie ist Herr [himmlisch ...] der höchste Himmel; [...] in [...Sel]ig ist der, der keine Seele [betrübt] hat. ( 80.1) Dieser ist Jesus Christus. Er kam zu dem ganzen Ort und belästigte niemanden. Deswegen ist der so Beschaffene selig, denn er ist ein vollkommener Mensch. Denn (5) dieser (ist) der Logos.
Spruch 117: Fragt uns über ihn, da es schwierig ist, diesen aufzurichten. Wie werden wir dieses große Werk vollbringen können?
Spruch 118: Wie wird er (oder: man) einem jeden Ruhe geben? Vor allen Dingen darf man niemanden betrüben, sei es ein Großer, sei es ein Kleiner, (10) ein Ungläubiger oder Gläubiger; sodann (ist es nicht angemessen), nur denen Ruhe zu geben, die im Guten ruhen. Es gibt welche, für die gut ist, dem Ruhe zu geben, der gut ist. Dem, der das Gute tut, ist es nicht möglich, diesen Ruhe zu geben. (15) Denn er kommt nicht nach seinem Belieben. Es ist ihm aber unmöglich zu betrüben, da er nicht veranlaßt, sie zu bedrängen. Aber der, der gut ist, betrübt sie manchmal. Er ist nicht so, sondern ihre (eigene) Schlechtigkeit ist es, (20) die sie betrübt. Wer die (entsprechende) Natur hat, gibt Freude dem Gutem. Einige aber betrüben (sich) darüber auf schlechte Weise.
Spruch 119: Ein Hausherr erwarb alle Sachen, seien es Kinder oder Sklaven oder (25) Vieh oder Hunde oder Schweine, sei es Weizen, [sei es] Gerste oder Stroh oder Gras oder [...] oder Fleisch oder Eicheln. Weise [aber war er], und er kannte die Nahrung [jedes einzelnen]. Den Kindern legte er Brot vor (30) [...], den Sklaven legte er vor [... und Korn] vor. Und den Tieren [warf er Gerste] vor und Stroh und Gras. [Den H]unden warf er Knochen vor, [den Schweinen aber] warf [er] Eicheln hin ( 81.1) und Brot [...]. Ebenso verhält es sich mit dem Jünger Gottes. Wenn er weise ist, versteht er die Jüngerschaft. Die körperlichen Gestalten werden ihn nicht täuschen, (5) sondern er wird auf die Beschaffenheit der Seele eines jeden einzelnen blicken und (entsprechend) mit ihm reden. Es gibt viele Tiere auf der Welt, die menschliche Gestalt haben. Wenn er diese erkennt, wird er den Schweinen Eicheln vorwerfen, (10) dem Vieh aber wird er Gerste und Stroh und Gras vorwerfen. Dem Hund wird er Knochen hinwerfen. Den Sklaven wird er die Ersten (= anfängliche Lehren) geben, den Kindern wird er die Vollkommenen (= vollständige Belehrung) geben.
Spruch 120: Es gibt den Sohn des Menschen, (15) und es gibt den Sohn des Sohnes des Menschen. Der Herr ist der Sohn des Menschen, und der Sohn des Sohnes des Menschen ist der, der durch den Sohn des Menschen erschaffen wird (oder: erschafft). Der Sohn des Menschen erhielt (20) von Gott die Fähigkeit zu schaffen. Er hat (auch) die Fähigkeit zu zeugen.
Spruch 121: Wer (die Fähigkeit) zu erschaffen empfangen hat, ist ein Geschöpf. Wer die Fähigkeit zu zeugen erhalten hat, ist ein Erzeugter. Der, der erschafft, kann nicht zeugen. Wer zeugt, kann schaffen. (25) Man sagt aber: ,,Wer erschafft, zeugt.`` Aber sein Gezeugtes ist ein Geschöpf. Des[wegen] sind die Gezeugten nicht seine Kinder, sondern [...]. Wer schafft, wirkt im [Sichtbaren]. (30) Wer zeugt, [wirkt] im [Verborgenen], und er ist [verborgen ...] das Abbild. Wer erschafft, [erschafft] im Sichtbaren. Wer aber zeugt, [zeugt] die Kinder im Verborgenen.
Spruch 122: [Niemand kann] wissen, (35) an welchem Tag sich der [Mann] ( 82.1) und die Frau miteinander vereinigen, außer sie allein. Denn ein Geheimnis ist die Hochzeit der Welt für die, die eine Frau genommen haben. Wenn (schon) die Hochzeit der Befleckung verborgen ist, (5) um wieviel mehr ist die unbefleckte Hochzeit ein wahrhaftiges Mysterium? Nicht fleischlich ist sie, sondern rein. Sie gehört nicht zur Begierde, sondern zum Willen. Sie gehört nicht zur Finsternis oder (zur) Nacht, sondern sie gehört zum Tag und (10) zum Licht. Wenn eine Hochzeit entkleidet ist, ist sie Unzucht geworden. Und nicht nur, wenn die Braut den Samen eines anderen Mannes empfängt, sondern auch wenn sie ihr Schlafgemach verläßt und gesehen wird, begeht sie Unzucht. (15) Nur ihrem Vater und ihrer Mutter und dem Freund des Bräutigams und den Kindern des Bräutigams soll sie sich zeigen. Diesen ist es erlaubt, täglich in das Brautgemach hineinzugehen. Die anderen aber mögen begehren, (20) auch nur ihre Stimme zu hören und ihre Salbe zu genießen, und sie mögen sich nähren von den Abfällen, die von der Tafel fallen, wie die Hunde. Bräutigame und Bräute gehören zum Brautgemach. Niemand wird (25) den Bräutigam und die Braut sehen können, außer [er] wird zu diesem.
Spruch 123: Als Abraham [...] so daß er das sah, was er sehen sollte, [beschnitt] er das Fleisch der Vorhaut, wodurch er uns [zeigt], daß es notwendig ist, das Fleisch zu vernichten. (30) [Viele Dinge der] Welt haben nur Bestand und leben, solange ihr [Inneres verborgen ist]. [Wenn sie sichtbar werden], sterben sie gemäß dem deutlichen Bei[spie]l des sichtbaren Menschen: [Solange] die Eingeweide des Menschen verborgen sind, lebt der Mensch. ( 83.1) Wenn seine Eingeweide zum Vorschein kommen (und) aus ihm herauskommen, stirbt der Mensch. So verhält es sich auch mit dem Baum. Solange seine Wurzel verborgen ist, sprießt er und lebt. Wenn seine (5) Wurzel sichtbar wird, verdorrt der Baum. So verhält es sich mit jedem Gezeugten in der Welt, nicht nur mit den Sichtbaren, sondern auch mit den Verborgenen. Denn solange die Wurzel der Bosheit verborgen ist, ist sie stark. Wenn sie aber erkannt wird, (10) hat sie sich aufgelöst. Wenn sie sich aber zeigt, ist sie dahingeschwunden. Deshalb sagt der Logos: ,Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt.` Sie wird nicht abgehauen werden. Was man abhauen wird, sprießt wieder. Sondern die Axt (15) gräbt hinunter bis zum Grund, bis sie die Wurzel heraufbringt. Jesus riß die Wurzel des ganzen Ortes aus, andere aber nur teilweise. Was uns aber betrifft, jeder von uns soll graben nach der Wurzel (20) der Bosheit, die in ihm ist und (sie) herausreißen mit ihrer Wurzel aus seinem Herzen. Sie wird aber herausgerissen werden, wenn wir sie erkennen. Wenn wir sie aber nicht erkennen, schlägt sie Wurzel in uns und bringt ihre Früchte (25) in unserem Herzen hervor. Sie ist Herr über uns, wir sind ihre Knechte. Sie nimmt uns gefangen, auf daß wir tun, was wir [nicht] wollen. (Und) was wir wollen, tun wir [nicht. Sie] ist mächtig, weil wir sie nicht erkannt haben. Solange [sie] existiert, (30) wirkt sie. Die Un[wissenheit] ist die Mutter von [allem Bösen]. Unwissenheit dient dem [Tode], denn die aus der [Unwissenheit] stammen, waren weder, noch [sind sie], (35) noch werden sie sein. [...] ( 84.1) sie werden vollendet werden, wenn die ganze Wahrheit offenbar wird. Die Wahrheit nämlich ist wie die Unwissenheit: Wenn sie verborgen ist, ruht sie in sich. Wenn sie sich aber offenbart (5) und erkannt wird, pflegt man sie zu preisen, weil sie mächtiger ist als die Unwissenheit und der Irrtum. Sie gibt Freiheit. Der Logos sprach: ,,Wenn ihr die Wahrheit erkennt, wird die Wahrheit euch frei machen.`` (10) Die Unwissenheit ist Sklave. Die Erkenntnis ist Freiheit. Wenn wir die Wahrheit erkennen, werden wir die Früchte der Wahrheit in uns finden. Wenn wir uns mit ihr verbinden, wird sie unsere Fülle bringen.
Spruch 124: Jetzt haben wir die offenbaren (Dinge) (15) der Schöpfung. Wir sagen: ,,Sie sind die wertvollen Starken. Die verborgenen (Dinge) aber sind die wertlosen Schwachen.`` So verhält es sich mit den offenbaren (Dingen) der Wahrheit. Schwache sind es, und sie sind verachtet. Die verborgenen (Dinge) hingegen sind die Starken, und sie (20) sind wertvoll. Offenbar aber sind die Mysterien der Wahrheit, indem sie Sinnbilder und Abbilder sind. Das Brautgemach aber ist verborgen. Es ist das Heilige im Heiligen.
Spruch 125: Der Vorhang verdeckte zwar zuerst, wie Gott die Schöpfung (25) einrichtete. Wenn aber der Vorhang zerreißt und die (Dinge) des Inneren zum Vorschein kommen, wird man dieses Haus verlassen, so daß es leer ist, und zudem wird man es zerstören. Die ganze Göttlichkeit aber wird [aus] diesen Orten fliehen, (30) nicht hinein in die Heiligen der Heiligen. Denn sie wird sich nicht mit dem [un]vermischten Licht und dem [makel]losen Pleroma vermischen können, sondern sie wird gelangen unter die Flügel des Kreuzes [und unter] seine Arme. Die Arche wird (35) [ihr zur] Rettung werden, wenn die Wasserflut ( 85.1) über sie Macht gewinnt. Wenn einige im Stamm der Priesterschaft sind, werden diese hineingehen können in die Innenseite des Vorhangs mit dem Hohenpriester. (5) Deswegen zerriß der Vorhang nicht allein oben, da er sich denen von oben allein geöffnet hätte. Er zerriß auch nicht nur unten, da er sich denen von unten allein gezeigt hätte, (10) sondern er zerriß von oben nach unten. Die von oben öffneten uns, denen von unten, damit wir in das Verborgene der Wahrheit hineingehen. Das ist wahrhaftig das Wertvolle, das stark ist. Wir werden dort aber hineingehen (15) durch wertlose Sinnbilder und Schwachheiten. Sie sind wertlos gegenüber der vollkommenen Herrlichkeit. Es gibt Herrlichkeit, die Herrlichkeit übertrifft. Es gibt Kraft, die Kraft übertrifft. Deshalb hat sich das Vollkommene uns geöffnet und das Geheime der Wahrheit. Und die Heiligen (20) der Heiligen haben sich offenbart, und das Schlafgemach hat uns hereingerufen. Solange es zwar verborgen ist, ist die Bosheit unwirksam, sie wurde aber nicht aus der Mitte des Samens des Heiligen Geistes entfernt. Sie sind Sklaven der Bosheit. Wenn es (25) sich aber offenbart, dann wird sich das vollkommene Licht über jeden einzelnen gießen, und alle, die in ihm sind, werden [die Sal]bung empfangen. Dann werden die Sklaven frei werden [und] die Gefangenen erlöst werden.
Spruch 126: [Jede] Pflanze, [die] (30) mein Vater, der in den Himmeln ist, [nicht] gepflanzt hat, [wird] ausgerissen werden. Die Getrennten werden vereinigt werden [...] und werden sich füllen. Alle, die in das Schlafgemach [hineingehen] werden, werden das Licht [anzünden], denn [...] wie bei den Hochzeiten, die [...] geschehen (35) in der Nacht. Das Feuer [...] nur ( 86.1) in der Nacht und verlischt dann. Die Mysterien der Hochzeit hingegen vollziehen sich am Tag und im Licht. Jener Tag oder sein Licht gehen nicht unter.
Spruch 127: Wenn jemand Kind des (5) Brautgemaches wird, wird er das Licht empfangen. Wenn es jemand nicht empfängt, während er an diesen Orten ist, so wird er es nicht empfangen können an einem anderen Ort. Wer jenes Licht empfangen wird, wird nicht gesehen werden können, noch wird er festgehalten werden können. Und niemand wird einen solchen belästigen können, (10) wenn er auch in der Welt lebt. Und auch wenn er hinausgeht aus der Welt, hat er schon die Wahrheit empfangen in Abbildern. Die Welt wurde zum Äon, denn der Äon ist für sie das Pleroma. (15) Und er ist so, indem er offenbar ist ihm allein, indem er nicht in der Finsternis und (in) der Nacht verborgen ist, sondern indem er verborgen ist in einem vollkommenen Tag und einem heiligen Licht.
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